Die Frauen-Bundesliga wird ab dem 29. Mai 2020 fortgesetzt. In zahlreichen Bundesländern – nicht jedoch in Thüringen – liegen inzwischen die positiven Verfügungslagen für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs, auch für die Frauen-Bundesliga, vor. An der Saale sieht man diesen Schritt kritisch.

Frauen-Bundesliga geht am 29. 05. weiter – Große Fragezeichen beim FF USV JENA – Verordnungen in Thüringen verhindern Einstieg

Mehrheit der Vereine stimmt für Fortsetzung

Im Rahmen einer Videokonferenz sprachen sich die Mehrheit der zwölf Vereine der FLYERALARM Frauen-Bundesliga am heutigen Nachmittag erneut für eine Fortsetzung der Saison auf Grundlage des Hygienekonzepts „Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“ aus und stimmten die zeitgenaue Ansetzung der noch ausstehenden Spiele ab. Diese von DFB und DFL gemeinsam erarbeiteten Vorgaben sehen unter anderem strenge Hygienevorgaben, engmaschige Testungen sowie ein Monitoring vor. So sollen bestmögliche medizinische Rahmenbedingungen und größtmöglicher gesundheitlicher Schutz für alle Beteiligten gewährleistet werden.
Der angepasste Rahmenterminkalender war zuvor schon am 11. Mai in einer Sitzung des DFB-Präsidiums verabschiedet worden. Insgesamt sind noch sechs Spieltage zu absolvieren, hinzu kommen zwei Nachholpartien.
Für die Jenaerinnen wären somit einschließlich des im Februar ausgefallenen Spieles in Köln sieben Partien in nicht einmal vier Wochen zu absolvieren, was mit Blick auf den Kalender und die aktuellen Voraussetzungen große Bedenken bei den Blau-Weißen hervorruft.

DFB: „Ein starkes Zeichen“

Anders die Sicht der Liga – DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg betont: „Die Fortsetzung der Saison ist ein starkes Signal für den Frauenfußball und die Gleichbehandlung von Berufssportlerinnen und Berufssportlern. Wir sind uns der großen Verantwortung bewusst, die die Wiederaufnahme der Saison nach sich zieht. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Vereine die Vorgaben des Hygienekonzeptes diszipliniert umsetzen. Auch wenn es außergewöhnliche Umstände sind, so freuen wir uns doch sehr, dass wir nun die Möglichkeit haben, die Entscheidungen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga […] auf sportlichem Wege herbeizuführen.“
Schuldig blieb die Pressemitteilung des DFB jedoch gänzlich, wie man an der Saale mit der akutellen Situation umzugehen hat.

Gemischte Gefühle in Jena

Mit gemischten Gefühlen betrachtet man in Thüringen die Entscheidungen aus Frankfurt am Main. Die aktuelle Corona-Verordnung des Freistaates untersagt noch bis zum 5. Juni professionellen Mannschaftssport. Für den FF USV wird hierbei keine Ausnahme gemacht, wie es nach Gesprächen mit der Landesregierung und der Stadt Jena heißt.

Zwar befindet sich die Mannschaft von Trainer Christopher Heck seit diesem Montag (18. Mai) wieder in einem ersten gemeinsamen Training, jedoch weit von den Bedingungen entfernt, wie es ohne Ausnahme alle anderen Mannschaften der Liga vorfinden können: statt gemeinsamem Mannschaftstraining heißt es im Paradies kontaktloses Einzelgruppentraining unter Einhaltung großer Abstände. „Die Vorbereitung auf den Einstieg in den Wettbewerb ist so eindeutig nicht möglich“, so Vereinsvorsitzender Torsten Rödiger. Nicht nur eine Wettbewerbsverzerrung sieht der FF-USV-Vorstand in den ungleichen Voraussetzungen, auch der Blick auf das Wohl der Spielerinnen bereitet ihm Sorge: „Im Vordergrund steht eindeutig die Gesundheit unserer Spielerinnen. Diese ist bei einem Kaltstart kaum gegeben, das Verletzungsrisiko ist viel zu hoch.“

Frauen-Bundesliga geht am 29. 05. weiter - Große Fragezeichen beim FF USV JENA

Vorbereitungen nur schwer zu stemmen

„Unser Ziel war es immer, die Saison sportlich zu beenden“, so Jenas Geschäftsführer Christoph Schliewe, „jedoch nicht um jeden Preis. Wir möchten nicht den Eindruck erwecken, alles dafür zu tun, durch einen Saisonabbruch in der ersten Liga bleiben zu können. Uns geht es vor allem um die Gesundheit. Wir sprechen hierzu mit unseren Spielerinnen, deren Meinungen fließen in unsere Argumentation ein.“
Mit der Entscheidung zur Fortführung der Saison steht man wegen der Thüringer Richtlinien im Paradies vor großen Herausforderungen. Ein mehrwöchiger Umzug außerhalb des Bundeslandes scheint unmöglich: Spielerinnen befinden sich im Studium, im Berufsleben oder gar in den aktuellen Abiturprüfungen am Jenaer Sportgymnasium – eine Anwesenheit in der Saalestadt ist zwingend notwendig.

Nachwuchs des FF USV Jena arbeitet weiterhin von zuhause

Die Nachwuchsmannschaften der Jenaer PARADIES-Akademie arbeiten weiterhin mit ihren individuellen Trainingsplänen oder in Mannschaftseinheiten per Videokonferenz von zuhause aus. Ausnahmen bilden die Schülerinnen des Jenaer Sportgymnasiums „Johann Christoph Friedrich GutsMuths“ aus U21 (Regionalliga Nordost), U17 (B-Juniorinnen-Bundesliga Nord/Nordost) und U14 (Verbandsliga Thüringen), die zusätzlich seit Montag im Einzeltraining nacheinander in kurzen Einheiten im Universitätssportzentrum betreut werden können.

PARADIES-Akademie: Zeichen für vorzeitiges Saisonende

Mit deutlicher Mehrheit haben sich 28 der 30 Vereine der drei U17-Bundesligen in einer Videokonferenz für einen Abbruch der Spielzeit 2019/2020 ausgesprochen. Die endgültige Entscheidung obliegt dem DFB-Bundestag am 25. Mai. Ebenso abgebrochen werden soll die Regionalliga des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes sowie der Nachwuchs-Spielbetrieb des Thüringer Fußball-Verbandes.

Info und Symbolfoto: Hannes Seifert / FF USV Jena