Klima- und Umweltschutzgruppen protestieren in Gera gegen Konferenz der Klimawandel-Leugner*innen von EIKE

Das Klimabündnis Ostthüringen veranstaltet am 12. & 13.11.2021 eine Mahnwache im Zentrum von Gera. Zudem ruft Fridays for Future Thüringen am Freitag, den 12.11. ab 16:30 Uhr zur Demonstration durch die Stadt auf.
 
Der Anlass: das sogenannte „Europäische Institut für Klima und Energie“ (EIKE) hat seine jährliche Konferenz in der Ostthüringer Stadt angekündigt.
 
Entgegen seines Namens handelt es sich bei EIKE nicht um eine wissenschaftliche Institution, sondern einen Verein, der seit Jahren gezielt Falschinformationen zu Klimathemen verbreitet. An der Meldeadresse befindet sich lediglich ein Briefkasten auf der Rückseite einer Bäckereifiliale.
 
Wie im Laufe der Vorbereitung nun bekannt wurde, soll das städtisch betriebene KuK (Kultur- und Kongresszentrum) als Veranstaltungsort dienen. Die Klima- und Umweltgruppen zeigen sich entsetzt: „Dass die Verwaltung der Stadt Gera ihr Kultur- und Kongresszentrum für eine solche Veranstaltung zur Verfügung stellt, ist ein unglaublicher Vorgang. Dass eine Stadt, die sich mit ihrem Klimaschutzkonzept und einem eigenen -Manager klar dem Klimaschutz verpflichtet hat, nun der Klimawandel leugnenden Lobby eine solche Bühne bietet, ist für uns völlig inakzeptabel.“ 
 
Die Organisationen des Klimabündnisses Ostthüringen hatten sich zuvor bereits in einem gemeinsamen Schreiben an Geraer Hotels gewandt, welche als Austragungsort in Frage gekommen waren. Dass stattdessen eine städtische Einrichtung der richtige Adressat gewesen wäre, sorgte im Bündnis für fassungsloses Kopfschütteln. In einem Schreiben an den Oberbürgermeister und zuständige Vertreter*innen der Stadtverwaltung rief das Bündnis direkt nach Bekanntwerden des Ortes nun auf, sich nicht auf eine Zusammenarbeit mit EIKE einzulassen. „Veranstaltungen wie diese sollen dafür sorgen, dass sich wenige Konzerne weiter an einem zerstörerischen Umgang mit unserem Planeten bereichern können.
 
Es ist an der Zeit, gemeinsam an einem Wandel hin zu nachhaltigen Gesellschaftsmodellen zu arbeiten, statt Menschen eine Bühne zu bieten, die mit abstrusen Aussagen diesen Wandel weiter verzögern wollen.“ Bislang ist beim Bündnis keine Reaktion von Seiten der Stadtverwaltung Gera eingegangen.
 
Protest und Demonstration gegen Konferenz der Klimawandelleugner*innen in Gera (Symbolfoto FFF Jena / Archiv)
Protest und Demonstration gegen Konferenz der Klimawandelleugner*innen in Gera (Symbolfoto FFF Jena / Archiv)

Protest und Demonstrationen am 12. und 13. November

Zu den Hintergründen des Vereins heißt es: „EIKE verfolgt die Strategie, wissenschaftliche Prozesse nachzuahmen, um den Schein aufrechtzuerhalten, es gäbe in der internationalen Klimaforschung Zweifel an grundsätzlichen Erkenntnissen zur Klimakrise. Doch die sind klar: das Klima ändert sich massiv. Menschliche Aktivitäten sind die Ursache. Und die Folgen werden zu einer existenziellen Bedrohung wachsen, wenn engagierter Klimaschutz weiter verschleppt wird“, so ein Mitglied des Bündnisses zu den Beweggründen. „Wir sahen uns verpflichtet, die möglichen Gastgeber*innen über die tatsächlichen Hintergründe der Veranstaltung zu informieren.“
 
Neben Aufsätzen in Fake-Journalen gehört auch die Austragung jährlicher Konferenzen – wie jetzt in Gera angekündigt – zu den zentralen Methoden EIKEs. Als „Wirrwarr abstruser Theorien“ beschreiben die Journalistinnen Annika Joeres und Susanne Götze die Vorträge auf vergangenen Konferenzen in ihrem kürzlich erschienenen Sachbuch „Die Klimaschmutzlobby“ und berichten von ihren Recherchen: „Wissenschaftler, denen wir die PowerPoint-Charts zeigten, schlugen die Hände über dem Kopf zusammen […] oder bemängelten, dass nicht einmal die Achsen beschriftet seien.“[1]
 
Nicht nur Gruppen aus Gera rufen nun zum Protest auf. Dies begründet sich darin, dass EIKE bundesweit Einfluss auf politische Diskurse nimmt und insbesondere mit der AfD in direkter Verbindung steht.[2] Auch wenn EIKE selbst seine Finanzierung verschleiert, haben investigative Recherchen der letzten Jahre die Verbindung zum US-Amerikanischen Thinktank „Heartland Institute“ offengelegt, welcher wiederum von fossilen Konzernen wie Exxon Mobil bezahlt wird.[3]

Zum Protest gegen die Konferenz wird aufgerufen:

Demonstration von Fridays for Future

Freitag, 12.11.2021, Beginn 16:30 Uhr
Vorplatz KUK
 
Mahnwache & Informationsstand
Freitag & Samstag, 12. & 13.11.2021, ganztägig

Kreuzung Schloßstraße/Sorge/Bachgasse/Johannisgasse

 
[1] Susanne Götze, Annika Joeres: Die Klimaschmutzlobby. Wie Politiker und Wirtschaftslenker die Zukunft unseres Planeten verkaufen. München 2020, S. 29f.
 
[2] Dieser Mann zweifelt am Klimawandel – und hat damit viel Erfolg. In: Bento, 18. März 2017. https://www.spiegel.de/panorama/klimawandel-michael-limburg-kaempft-gegen-den-konsens-a-00000000-0003-0001-0000-000001250551 (Abgerufen 23.10.2021)
 
 
Die Gruppen, die sich zum Klimabündnis Ostthüringen zusammengeschlossen haben, sind: 
 
Aktionsbündnis Klima und Umwelt Jena
BUND Gera
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Gera
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN, Stadtratsfraktion Gera
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Weimar
BürgerEnergie Gera eG
BürgerEnergie Thüringen e. V.
Entrepreneurs for Future Weimar
Extinction Rebellion Jena
Extinction Rebellion Thüringen
Fridays for Future Gera
Fridays for Future Erfurt
Fridays for Future Jena
Fridays for Future Leipzig
Fridays for Future Thüringen
Fridays for Future Weimar
Grüne Jugend Thüringen
Grüne Liga Thüringen
Grünes Haus Gera e. V.
Health for Future Jena
Klimaentscheid Jena
NaturFreunde Gera e. V.
NaturFreunde Thüringen e. V.
Parents for Future Jena
Runder Tisch Klima und Umwelt Jena
Scientists for Future Jena
Scientists for Future Leipzig
sowie Laura Wahl, Abgeordnete im Thüringer Landtag
 
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Fotografiken, Nick Konstantin Otto – FFF Jena (Symbolfoto – Archiv)