Ökonom der Universität Jena erforscht in neuer Forschungsgruppe die Konkurrenz zwischen Hochschulen

Hochschulen und Universitäten in Deutschland stehen untereinander in einem beständig zunehmenden Wettbewerb: um Studierende, um Personal und um Forschungsgelder. Wie dieser dynamische Wettbewerb zwischen öffentlichen Hochschulen genau funktioniert und welchen Einfluss die verschiedenen Akteure dabei spielen, kann nun Prof. Dr. Uwe Cantner von der Friedrich-Schiller-Universität Jena erforschen. Zusammen mit zehn weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist er Teil der neuen Forschungsgruppe „Multipler Wettbewerb im Hochschulsystem: Akteurskonstitution, Handlungskoordination und Folgewirkungen“, die gerade ihre Arbeit aufgenommen hat. Sie ist am International Centre for Higher Education Research (INCHER) Kassel angesiedelt und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für drei Jahre gefördert. Im Mittelpunkt steht die Analyse des Wettbewerbs, der im Hochschulsystem aus einem komplexen Geflecht aus Anforderungen und Akteuren besteht.

Hochschulwettbewerb mit volkswirtschaftlichen Modellen analysieren

Der Jenaer Innovationsforscher Uwe Cantner beschäftigt sich innerhalb der Forschungsgruppe mit dem Teilprojekt „(Autonome) Hochschulen im dynamischen Wettbewerb“. Dazu legt der Volkswirt theoretische Modelle des wirtschaftlichen Wettbewerbs dem Hochschulsystem zugrunde und analysiert, inwiefern die Theorie auf den Hochschulwettbewerb zutrifft, wo sie erweitert und angepasst werden muss. Gibt es Gewinner und Verlierer des universitären Wettbewerbs? Und wenn ja: Wer gewinnt? Die Hochschule mit den meisten Fördergeldern oder die Universität mit den meisten Studierenden? In der freien Wirtschaft werden die Verlierer vom Markt verdrängt. Aber wie äußert sich ein Verlust bei staatlich finanzierten Hochschulen, die nicht vom Markt verschwinden? Wie verändern sich die Dynamiken auf dem Hochschulmarkt, wenn bestimmte Hochschulen gewinnen oder verlieren? Diesen und weiteren Fragen wird Prof. Cantner gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Thomas Grebel von der TU Ilmenau nachgehen und dazu Daten erheben und auswerten. Innerhalb der Forschungsgruppe werden sich die beiden Wissenschaftler mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen der Soziologie und der Betriebswirtschaft austauschen, um die Ergebnisse der Teilprojekte auch disziplinübergreifend zu erfassen und zu interpretieren.

Den Wettbewerb unter Hochschulen untersucht Prof. Dr. Uwe Cantner von der Universität Jena im Rahmen einer neuen Forschungsgruppe.  (Foto: Anne Günther/Universität Jena)
Prof. Dr. Uwe Cantner, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomik, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Friedrich-Schiller-Universität Jena, aufgenommen am 09.07.2019. Foto: Anne Günther/FSU

Zusätzliche Forschungsstellen und Input für die Lehre

Die Resultate der Forschung will Cantner auch in seine Lehrtätigkeit einfließen lassen, sowohl in der Theorie als auch im empirischen Bereich. „Ich kann mir gut vorstellen, die Studierenden mit den Daten aus dem Hochschulsektor arbeiten und sie die Daten auswerten zu lassen. Für Studierende ist es vielleicht auch interessant, so die eigene Universität etwas besser kennenzulernen.“ Mit den zur Verfügung gestellten Forschungsgeldern können Cantner und Grebel eine Postdoc- und eine Doktorandenstelle besetzen. Das vierköpfige Team des Teilprojekts soll auch durch Cantners Lehrstuhlteam unterstützt werden.

Die dreijährige Förderung der DFG in Höhe von 520.000 EUR für das Teilprojekt, wovon 320.000 EUR auf Jena entfallen, ist gerade gestartet, doch Cantner denkt schon an die Zukunft: „Wenn die Forschung gut läuft, wollen wir einen Verlängerungsantrag stellen“.

„Über die Zusage der DFG habe ich mich ganz besonders gefreut“, beschreibt Cantner seine Reaktion auf die Bewilligung des Antrags. Beim ersten Versuch habe sich das Konzept im Wettbewerb um die Fördermittel noch nicht durchsetzen können. „Aber wir haben nicht aufgegeben. Wir wollten nichts anders machen, denn wir waren von unserer Idee überzeugt. Die Mühe, das Thema nochmal zu überarbeiten, hat sich also sehr gelohnt. Darauf bin ich stolz.“

Info, FSU Jena // Axel Burchardt