„Man ist so alt wie man sich fühlt.“ Wie diese häufig gebrauchte Redensart deutlich macht, bestimmt nicht allein die Spanne der bisher verstrichenen Lebenszeit das Alter eines Menschen. Vielmehr hängt das biologische Alter von zahlreichen Faktoren ab und unterliegt dabei – so wie es die Redensart sagt – auch psychologischen Einflüssen. Daher kann es durchaus sein, dass sich Alternsgenossen im körperlichen und geistigen Altersempfinden unterscheiden: Nicht gar so selten wirkt ein jung gebliebener Geist positiv auf die körperliche Fitness und umgekehrt.

Wie sich das biologische Alter definiert und exakt bestimmen lässt und welche Faktoren die komplexen Alternsprozesse von Menschen beeinflussen, das herauszufinden ist das Ziel des neuen Forschungsprojekts IMPULS der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das Projektteam wird bei seinem Forschungsvorhaben in den kommenden fünf Jahren von der Carl-Zeiss-Stiftung im Rahmen des Förderprogramms „Durchbrüche“ mit rund 4,5 Mio. Euro unterstützt. Das gab die Stiftung heute (8. Oktober) bekannt.

Ganzheitlicher Blick auf den Alternsprozess

IMPULS steht für „Identifizierung und Manipulation der physiologischen und psychologischen Uhren der Lebensspanne“. In ihrem Projekt wollen die Forschenden also nicht nur herausfinden, wie „spät“ es auf der biologischen Uhr eines Menschen aktuell ist. „Wir wollen auch wissen, ob und wie sich durch Manipulation der biologischen Uhr das Altern insgesamt verzögern lässt“, erläutert Christoph Englert, Sprecher des Verbundprojekts. Der Professor für Molekulare Genetik der Universität Jena und Forschungsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) – sagt, dass Alternsprozesse durch individuelle Faktoren moduliert werden, wie Ernährung, Lebensstil und persönliche Altersbilder. „Wir wollen durch die Verknüpfung von Physiologie und Psychologie einen neuen Blickwinkel auf das Altern entwickeln.“

Konkret wollen die Projektpartner in Studien am Menschen aber auch an verschiedenen Modellorganismen neue Kriterien auf molekularer und neurobiologischer Ebene für die Altersbestimmung ermitteln. Zudem sollen die Auswirkungen physiologischer Faktoren auf das Altern untersucht werden, beispielsweise der Einfluss von Sport auf die Gehirnalterung oder von Ernährung auf alternsbedingte Entzündungen. Ob sich psychologischer Stress oder das persönliche Alternserleben auf die biologische Uhr auswirken, wollen die Forschenden u. a. mit Hirnstrukturmessungen aufklären. Und nicht zuletzt sind ethische Implikationen der möglichen Ergebnisse Teil des Forschungsprojekts: Was bedeutet es, wenn sich Lebenserwartung und alternsbedingte Krankheiten künftig präziser vorhersagen lassen? Wie verändert sich der gesellschaftliche Blick aufs Alter, wenn wir es zukünftig auch biologisch und nicht rein chronologisch definieren können?

Zum Projektteam gehören neben Alternsforschern auch Expertinnen und Experten aus Biochemie und Epigenetik, Medizin, Neuro- und Ernährungswissenschaft, Pharmazie, Epidemiologie, Bioinformatik, Biostatistik, Psychologie und Sozialwissenschaften.

Dr. Birgit Perner, wissenschaftliche Mitarbeiterin, untersucht an einem Zeiss-Stereo-Fluoriszenz-Mikroskop die Entwicklung der Blutgefäße im Kopf einer Fischlarve in der Arbeitsgruppe "Molekulare Genetik" (Molecular Genetics) am 07.10.2020 am Institut für Alternsforschung, Fritz-Lipmann-Institut e.V (FLI) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Jena. Foto: Jens Meyer/Universität Jena
Dr. Birgit Perner, wissenschaftliche Mitarbeiterin, untersucht an einem Zeiss-Stereo-Fluoriszenz-Mikroskop die Entwicklung der Blutgefäße im Kopf einer Fischlarve in der Arbeitsgruppe „Molekulare Genetik“ (Molecular Genetics) am 07.10.2020 am Institut für Alternsforschung, Fritz-Lipmann-Institut e.V (FLI) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Jena. Foto: Jens Meyer/Universität Jena

Interdisziplinäres Forschungsteam der Friedrich-Schiller-Universität Jena, des Leibniz-Instituts für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut – und des Universitätsklinikums Jena wird mit 4,5 Millionen Euro von der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert

Über die Carl-Zeiss-Stiftung

Die Carl-Zeiss-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Freiräume für wissenschaftliche Durchbrüche zu schaffen. Als Partner exzellenter Wissenschaft unterstützt sie sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Lehre in den MINT-Fachbereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). 1889 von dem Physiker und Mathematiker Ernst Abbe gegründet, ist die Carl-Zeiss-Stiftung eine der ältesten und größten privaten wissenschaftsfördernden Stiftungen in Deutschland. Sie ist alleinige Eigentümerin der Carl Zeiss AG und SCHOTT AG. Ihre Projekte werden aus den Dividendenausschüttungen der beiden Stiftungsunternehmen finanziert.

Über die Universität Jena

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena ist eine traditionsreiche und forschungsstarke Universität im Zentrum Deutschlands. Als Volluniversität verfügt sie über ein breites Fächerspektrum. Ihre Spitzenforschung bündelt sie in den Profillinien Light – Life – Liberty. Die Universität ist eng vernetzt mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, forschenden Unternehmen und namhaften Kultureinrichtungen. Mit rund 18.000 Studierenden und mehr als 8.600 Beschäftigten prägt die Universität maßgeblich den Charakter Jenas als weltoffene und zukunftsorientierte Stadt.

Das Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) – in Jena widmet sich seit 2004 der biomedizinischen Alternsforschung. Rund 350 Mitarbeiter aus ca. 40 Nationen forschen zu molekularen Mechanismen von Alternsprozessen und alternsbedingten Krankheiten. Näheres unter www.leibniz-fli.de.

Dr. Birgit Perner, wissenschaftliche Mitarbeiterin, untersucht an einem Zeiss-Stereo-Fluoriszenz-Mikroskop die Entwicklung der Blutgefäße im Kopf einer Fischlarve in der Arbeitsgruppe "Molekulare Genetik" (Molecular Genetics) am 07.10.2020 am Institut für Alternsforschung, Fritz-Lipmann-Institut e.V (FLI) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Jena. Foto: Jens Meyer/Universität Jena
Dr. Birgit Perner, wissenschaftliche Mitarbeiterin, untersucht an einem Zeiss-Stereo-Fluoriszenz-Mikroskop die Entwicklung der Blutgefäße im Kopf einer Fischlarve in der Arbeitsgruppe „Molekulare Genetik“ (Molecular Genetics) am 07.10.2020 am Institut für Alternsforschung, Fritz-Lipmann-Institut e.V (FLI) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Jena. Foto: Jens Meyer/Universität Jena

Info, FSU JENA // Dr. Ute Schönfelder

Fotografiken, Dr. Ute Schönfelder