Anke Lindmeier ist neue Professorin für Mathematikdidaktik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena 

Wie Schülerinnen und Schüler den Mathematik-Unterricht erleben und was sie davon für ihr späteres Leben mitnehmen, hängt nicht zuletzt von ihrem Lehrer oder ihrer Lehrerin ab. Wie diese den Unterricht so gestalten können, dass die Schülerinnen und Schülern möglichst reichhaltige mathematische Fähigkeiten erwerben, das erforscht Mathematikdidaktikerin Prof. Dr. Anke Lindmeier an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die 41-Jährige ist kürzlich als Professorin für Didaktik der Mathematik berufen worden. Zuvor hatte sie eine Professur an der Universität Kiel inne und hat am IPN – Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik geforscht. „Der Standort Jena erschien mir sehr attraktiv vom Profil her und das Arbeitsumfeld dementsprechend interessant“, macht Anke Lindmeier deutlich.

Den Grundstein für ihre Forschungsarbeit legte sie bereits in ihrer Promotion 2010 an der TU München, in der sie Wissen und Kompetenzen von Lehrkräften modellierte und erfasste. Darauf aufbauend entwickelte sich ihr Hauptforschungsgebiet. „Wir fragen uns, welche Kompetenzen gute Mathelehrkräfte brauchen“, erläutert Anke Lindmeier. „Sie müssen neben der landläufigen Annahme, gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen zu können, vor allem Fachwissen mitbringen.“ Es sei wichtig zu hinterfragen, wie Lehrende ihr Fachwissen im Unterricht umsetzen, etwa wie sie didaktisch hilfreich auf Schülerfragen eingehen können. Anke Lindmeier und ihr Team bearbeiten damit Themen, die für aktuelle Herausforderungen von Schulen im Bereich der mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildung besonders relevant sind.

Anke Lindmeier ist neue Professorin für Mathematikdidaktik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Prof. Dr. Anke Lindmeier, Professur für Didaktik der Mathematik ,Friedrich-Schiller-Universität Jena, aufgenommen am 12.01.2020. Foto: Anne Günther/Universität Jena

Kulturübergreifendes Forschungsprojekt in Taiwan

Aktuell forscht sie in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt, in dem sie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Uni Freiburg den Mathematik-Unterricht in unterschiedlichen Kulturkreisen untersucht. Dazu beobachtet sie, ob und wie sich die Art der Lehre und das Wissen der Lehrkräfte an deutschen und taiwanesischen Schulen unterscheidet. Auch wenn das Projekt noch bis nächstes Jahr läuft, zeigt sich bereits jetzt deutlich, wie sich Unterricht und Fehlerkultur in beiden Ländern voneinander unterscheiden. „Durch den Blick in Klassenzimmer aus einer ganz anderen Kultur treten die Eigenheiten der eigenen Kultur plötzlich viel deutlicher hervor“, schwärmt sie. Dies wiederum hilft, die Vorstellungen zu Unterricht im eigenen Kulturkreis besser herauszuarbeiten.

Alleinstellungsmerkmal: Forschung mit Hilfe von Video

Ihre Erkenntnisse erlangt Anke Lindmeier vor allem durch eine innovative Forschungsmethodik: Dabei werden Lehramtsstudierenden oder Lehrkräften Videoausschnitte vorgelegt, die konkrete Situationen aus dem Unterricht zeigen. Darin eingebaut sind kleine Fehler oder Mängel im Handeln der Lehrkraft, die nicht sofort auffallen. Die Lehrkräfte kommentieren diese Videos, wodurch Anke Lindmeier herausfinden kann, ob der oder die Lehrende die Fehler entdeckt hat. So lassen sich Rückschlüsse auf die Lehrkompetenz ziehen. Solche Videos eignen sich auch zur Qualitätsverbesserung des Unterrichts, wenn sie in der Lehrkräfteaus- oder -fortbildung als gezielter Gesprächsanlass genutzt und gemeinsam Handlungsalternativen erarbeitet werden. Die Forschung und die Ausbildung der zukünftigen Mathematiklehrkräfte profitieren so direkt voneinander.

Info, FSU Jena // Vivien Busse